DAS FRETTCHEN
Frettchen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Ihre quirlige Art und ihr Charme jeden mit ihrem Teddybärgesicht um den Finger zu wickeln tut ihr Übriges.
Aber vielen Menschen ist leider nicht bewusst, welche hohen Ansprüche diese aufgeweckten Zeitgenossen haben. Veraltete Internetseiten und Bücher und leider auch die Unwissenheit und Vorurteile in den Köpfen einiger Menschen, aufgrund von Instagram, Tiktok und Co. führen oft zu völlig falschen Vorstellungen.
Frettchen wurden schon etwa 400 Jahre vor Christus vom Europäischen Iltis domestiziert, um sie zur Hasenjagd (Frettieren) zu nutzen.
Sie unterscheiden sich jedoch heutzutage in einigen Dingen von ihrem wilden Verwandten.
So ist das Frettchen extrem gesellig und muss mindestens zu zweit besser zu dritt, oder in noch größeren Gruppen gehalten werden (mehr dazu unter Haltung). Der wilde Iltis hingegen ist Einzelgänger.
Frettchen sind nicht mehr in der Lage, in der Wildnis zu überleben. Die Domestikation zieht nach sich, dass sie keinen richtig ausgeprägten Jagdtrieb mehr besitzen und der Darm so verkürzt ist, dass sie ungefähr alle 4 Stunden Futter zu sich nehmen müssen (mehr dazu unter Ernährung/Futterumstellung).
In freier Natur werden Iltisse bis zu 6 Jahre alt. Frettchen erreichen ein Alter von 6-8 Jahren, in ganz seltenen Fällen auch älter. Man muss sich bewusst sein, dass man in all dieser Zeit Verantwortung für die Tiere übernimmt.
Sie sind sehr anspruchsvoll und kostenintensiv in Haltung und Ernährung und durch unkontrollierte Züchtung und Überzüchtung mittlerweile leider auch durch Krankheiten belastet. Die Tierarztkosten können sehr schnell hohe 3 oder 4-stellige Euro-Beträge erreichen.
Frettchen sind keine Kuscheltiere. Das sieht man schon an ihrem ausgeprägten Raubtiergebiss mit 34 scharfen Zähnen, mit denen sie auch mal kräftig zwicken oder beißen können.
Daher sind sie nicht für Kleinkinder geeignet. Die Kinder könnten Frettchenkot der mal daneben geht, oder Fleischreste die in der Wohnung von den Frettchen gebunkert werden in den Mund nehmen. Man sollte daher warten, bis die Kinder 6-10 Jahre alt sind, damit sie das nötige Verständnis und Vorsicht aufbringen können, oder ein eigenes Zimmer/ großes Außengehege für die Frettchen besitzen (mehr dazu unter Haltung).
Auch „Beutetiere“ wie Vögel, Mäuse, Hasen etc. sollten sich nicht mit im Haushalt befinden (auch nicht in getrennten Zimmern!). Schon viel zu oft kam es zu Zwischenfällen, in denen die Frettchen die geliebten Haustiere verspeist haben und vermeintlich sichere Absperrungen dafür überwunden wurden. Außerdem löst der Geruch von „Beute“ bzw. „Jäger“ bei beiden Tierarten Stress aus.
Katzen und Hunde können sich mit Frettchen verstehen. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Deshalb muss es auch die Möglichkeit geben, die Tiere getrennt voneinander zu halten (mehr dazu unter Vergesellschaftung).
Wohnt man zur Miete, muss die Haltung vorher mit dem Vermieter abgeklärt und schriftlich genehmigt werden. Frettchen gelten rechtlich nicht als Kleintiere, da sie keine Käfigtiere sind und einen ähnlich hohen Platzbedarf wie Katzen haben!
Wenn die Haltung der Frettchen nicht mit dem Vermieter besprochen wurde, gibt es unter Umständen Probleme, oder gar die Kündigung von Wohnung / Haus. Gerichtsurteil: (AG Neukölln, Urteil vom 15.06.2012 - 2 C 340/11).
Ja, Frettchen haben einen Eigengeruch, so wie fast alle Tiere. Manche Menschen empfinden diesen als unangenehm, deswegen sollte man unbedingt vor der Anschaffung dieser Tiere einen „Schnupperbesuch“ bei einem erfahrenen Halter oder einer Frettchenhilfe machen. Bei Angst oder völliger Entspannung lassen die Frettchen auch gerne mal eine sogenannte „Stinkbombe“ ab, dabei entleeren sie ihre Stinkdrüsen. Eine Entfernung der Drüsen hat keinen Einfluss auf deren normalen Wildgeruch und ist zudem illegal! Was allerdings eine große Rolle bei deren Eigengeruch spielt, ist ob sie kastriert oder unkastriert sind. Unkastrierte Tiere in der Ranz sind sogar für eingefleischte Frettchenhalter eine Geruchsbelastung. Zudem ist aus gesundheitlichen Gründen eine Kastration der Fähen überlebensnotwendig.
Frettchen können schon mal etwas ruppig mit den Menschen werden. Besonders bei Welpen und Jungtieren braucht „Mensch“ eine „dicke Haut“.
Die Erziehung von Welpen ist äußerst anspruchsvoll und überfordert die meisten Frettchen-Anfänger, denn die kleinen Racker sind nur bedingt erziehbar und noch zehn Mal sturer als Katzen. Daher raten wir Anfängern zu etwas älteren, erzogenen und kastrierten Tieren ab 1 Jahr.
Frettchen können für ein sehr großes Chaos in der Wohnung sorgen, deshalb sollten Zimmerpflanzen und andere zerbrechliche Gegenstände vor ihnen in Sicherheit gebracht werden.
Frettchen schlafen ca. 16 bis 20 Stunden täglich, je nach Alter und gesundheitlichem Zustand.
Die Schlafenszeit verteilt sich auf mehrere Phasen, 4 bis 5 Stunden Schlaf und 1 bis 2 Stunden Wachzeit im Wechsel, auch nachts, deshalb ist ein Käfig ein absolutes No-Go für die Tiere (mehr dazu unter Haltung). In den Wintermonaten verkürzen sich die Wachzeiten.
Wenn sie ganz tief und fest schlafen (Todesschlaf) ist das oft sehr erschreckend, trotzdem bitte die Tiere nicht aufwecken!